Ein Auzug aus dem Jurystatement des Rundgangpreises:
Auch Katharina Hantkes Performance und Installation »Du weißt doch, wie es gemeint ist« benennt die Drastik und Gewaltförmigkeit von Sexismus. Auch ihre Arbeit hinterlässt geschockte Reaktionen. Natürlich sind geschockte, überraschte Aufschreie wichtig – noch wichtiger ist es aber, zu betonen, dass es sich nie um einzelne Vorfälle handelt. Sexismus ist omnipräsent und alltäglich. Sexistische Übergriffe sind kein vereinzeltes Problem, sondern werden durch dahinterstehende sexistische Strukturen erst ermöglicht. Darum geht es auch Katharina Hantke in ihrer Arbeit. Sie schafft eine Erfahrung der Omnipräsenz von Sexismus, vermischt einzelne Geschichten und Vorfälle zu einer Collage. Dadurch, dass alltäglicher Sexismus nicht bekämpft wird und sich immer und immer wieder wiederholt, erscheint er normal und wird unsichtbar, und
es wird schwer, über Erfahrungen zu sprechen. Katharina Hantke hat im Verlauf ihrer Arbeit viele Gespräche geführt, Leute zum Sprechen aufgefordert und durch das Wiedergeben der erlebten Geschichten und Erfahrungen in ihrer Performance zur Sichtbarkeit geholfen. Die Performance konfrontiert das Publikum außerdem mit Sprüchen, die Leute, die Übergriffe erlebt haben, häufig aushalten müssen. Sprüche wie der Titel »Du weißt doch wie es gemeint ist«, die bagatellisieren, die Schuld umkehren und bei den Betroffenen suchen. Dadurch formuliert die Performance eine Kritik an dem sogenannten victim blaming, und daran, dass Sexismus oft zum Problem von
Betroffenen gemacht wird, obwohl es alle angeht. Sexismus und patriarchale Strukturen haben etwas mit Machtverhältnissen zu tun, es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und findet daher leider auch fast überall statt. Um Sexismus zu bekämpfen, und den Schockzustand zu verlassen, ist eine Auseinandersetzung mit sexistischen Strukturen – an der Uni und außerhalb der Uni – unvermeidbar. Es braucht Einmischung und Kritik
und Reaktionen, sodass Sexismus ausüben unmöglich wird. Katharina erzählt von Sexismus an der HfG mitten im Gebäude der HfG und versucht etwas sichtbar zu machen, was viele nicht sehen wollen – auch aus diesem Grund haben wir die Arbeit für den Preis für Awareness und Empowerment ausgewählt!
Schaut euch die Performance an, seid gewarnt, dass explizite Gewalterfahrungen geschildert werden und triggern können, sucht euch Unterstützung und supportet eure Freund_innen. Wir wünschen uns den Aufbau von antisexistischen, unterstützenden Strukturen an der HfG, fordern eine Auseinandersetzung und Debatte an der Uni und möchten dem mit der Verleihung des Awareness und Empowerment-Preises an Katharina Hantke für ihre herausragende Arbeit »Du weißt doch, wie es gemeint ist« Nachdruck verleihen. Herzlichen Glückwunsch!
Video auf Anfrage
Fotos: Eda Temucin